Konstant schwebend

 

Marta Vezzoli

 

Die aus Italien stammende Künstlerin, die in Konstant schwebend ihre erste Ausstellung in Deutschland bestreitet, gewann durch ihre Tätigkeit als Kunsttherapeutin Eindrücke, welche sie in ihren aktuellen Werken verarbeitet. So unterrichtete sie unter anderem Gefängnisinsassen und begann, sich für das Thema „Zeit“ zu interessieren, das bei jenen Patienten einen ganz eigenen Stellenwert hat.

 

Ihre hier gezeigten Werke bestehen allesamt aus Gaze, welche sie beidseitig auf unterschiedliche Art und Weise mit verschiedenfarbigem Garn bestickt und teilweise mit Acryl- und Wasserfarben gestaltet. Der langwierige Vorgang des Stickens, der sich im Verlauf des Prozesses von einer ersten Idee ausgehend frei entwickelt, geht einher mit dem Themenschwerpunkt „Zeit“. Durch die Transparenz des Stoffes und die frei im Raum platzierten Werke können meist beide Seiten einzeln oder zusammen betrachtet werden. Somit wandeln sich die Arbeiten je nach Blickpunkt des Betrachters.

 

Die Arbeit „Inside“ von 2014/15, welche aus 13 langen Stoffbahnen aus Gaze besteht, entstand bei einer Recherche über den Ersten Weltkrieg. Marta Vezzoli las dazu unzählige Briefe von damaligen Soldaten, die allesamt mit unterschiedlicher Tinte geschrieben waren und führte sie in einem Werk zusammen. Als Schriftstücke, festgehaltene Momente und Erinnerungen können auch ihre anderen beiden Installationen „Sguardo sul tempo“ aus dem Jahr 2013 und „Verstohlene Augenblicke“ von 2015 verstanden werden. Sie erzählen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; im Raum schwebend erinnern sie an den konstanten Wandel der Zeit, weil sie sich auch selbst stetig verändern und aus ihrem „Rahmen“ herausbrechen.

 

Fay Lazariotis, 2015